A review by maximaximow
Oranges Are Not The Only Fruit by Jeanette Winterson

5.0

“I think we cried each other to sleep, but somewhere in the night I stretched out to her and kissed her and kissed her until we were both sweating and crying with mixed up bodies and swollen faces.”

Wo kann ich hier nur anfangen? Winterson zeigt wunderbar die Zärtlichkeit und Naivität von junger, queerer Liebe; diese Verliebtheit und innere Zerrissenheit, welche einen für lange Zeit aufrisst. Die junge Jeanette befindet sich zwischen ihrem Glauben, ihrer Familie und ihrer eigenen Sexualität und muss schauen, dass sie dies ins Lot bekommt. Zuerst wirkt es wie ein Bildungsroman (vgl. Held muss lernen und sich weiterbilden, rebelliert gegen die Gesellschaft und findet dann wieder einen Weg zurück), aber die Intertexte geben dieser Erzählung eine solch schöne, semantische Dimension, dass die eigentliche Realität, Jeanettes eigene Erfahrungen, doch nur wie eine Geschichte wirkt.

Intertexte sind erstmal natürlich Jane Eyre von Charlotte Brontë, da Themen wie Probleme mit der Familie oder die Wahl einer vermutlichen "falschen" Liebe sofort als Verbindungspunkte gelten. Und doch sind die kleinen Märchen die fragmentarisch immer erscheinen das Highlight. Diese gehen auch nochmal auf den Fakt ein, dass das Leben einfach nur Geschichte ist und wir nur aus bestimmten Erfahrungen/Sachverhalten eigene Geschichten ausdenken und diese sich immer und überall in verschiedener Form wiederholen (Barnes The History of the World in 10 and 1/2 Chapters als Überlegung). Diese Märchen gehen auf die Erfahrungen von Jeanette ein und Erklärung ihr die Welt. Auch noch wunderbar ist, dass die Kapitel nach den ersten acht Büchern der Bibel genannt worden sind und deswegen wirken, als würde Jeanette ihre eigene Bibel schreiben nach ihren Erfahrungen.

Oranges zeigt sich auch als ein Werk der Postmoderne, da das Werk ein Geflecht aus verschieden Genres ist und durch den Intertext besitzt man Gerüste, welche einem die Geschichte erklärlich machen. "Grand narratives", bestimmte Ideen, welche die Funktion des Menschen, die Entwicklung der Welt, etc. erklären (z.B. Religion, Wissenschaft, Geschichte), werden auch konstant kritisiert. Religion ist hier der Hauptkritikpunkt, dass die Menschen sich nur mit einer Sicht- und Erklärungsweise befriedigen und es nicht schaffen, weitere Standpunkte zu akzeptieren oder einzusehen. Daher auch der Titel. Orangen sind wirklich nicht nur die einzigen Früchte, aber man muss doch Mut zeigen, sich auf andere Früchte einzulassen.